Die Fortsetzung meines Reiseberichtes.

Durch das Nildelta nach Alexandrien
Den Suezkanal selber konnte man noch nicht sehen, aber die Aufbauten der Ozeanriesen von Weitem erkennen.
Das erste Mal, als ich diese Schiffsschornsteine sah, dachte ich an eine Fata Morgana. Denn ein Öltanker mitten in der Wüste? Kann doch nicht sein!
Der Kanal selber ist einige Meter tiefer, vom Aushub der Fahrrinne ist am Ufer so eine Art Damm entstanden.
Das Übersetzen zur anderen Seite klappte wunderbar. Unser Jeep und noch acht andere Fahrzeuge hatten genügend Platz auf der mini Fähre.
Für die Einheimischen Beduinen aus dem Sinai war die Überfahrt gratis.
Wir mussten ein Ticket lösen.
Es handelte sich nur um einen kleinen Betrag.
Auch das Benzin war für umgerechnet 40 Deutsche Pfennige pro Liter sehr angenehm. Wenn man aber weiß, dass ein Hotelangestellter aus Küche oder Service ca. 50,- DM im Monat nach Hause bringt, weiß man, woher für uns Europäer, die „Niedrigen“ Preise kommen.
Am Anfang störte mich dieser große Unterschied der Bezahlung zwischen Einheimischen und Ausländern gewaltig!
Doch inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, dass es einen Unterschied gab.
Sogar berechtigt!
Von Ismailia aus konnten wir das grüne Nildelta mit seinem üppigen Wuchs bewundern. Über kleinere Straßen, die mit Esel gezogenen Fahrzeuge, und mit kleineren Treckern bevölkert waren, kamen wir mit dem Jeep gut voran.
Dorf Bewohner im „Delta“
Ein typisches „Taubenhaus“
Nun mussten wir nur noch die 280 Km über Tanta nach Alexandrien fahren.
Es gab auch die Alternative, dass wir über Port Said und an der Mittelmeerküste entlang fahren könnten.
Doch Nabiel entschied, dass wir die kürzere Strecke nehmen, die über Tanta.
Trotzdem brauchten wir noch über 5Stunden bis wir in Alex ankamen. Auf dem Sinai konnten wir schneller fahren, denn es gab fast keinen Verkehr. Doch hier im Delta war halb Ägypten unterwegs. Die andere Hälfte war wohl in Kairo.
Bei Nabiels Familie gab es einen herzlichen Empfang!
Und ein Abendessen, wobei ich das Gefühl hatte, dass das Mittelmeer leergefischt worden war.
Ein Reigen an Seefrüchten wurde aufgetischt, wo ich sicher bin, ein Fünf ***** Hotel hätte dies nicht besser machen können. Von Seeigel, (meine Spezialität) über Goldbarsch, Kalmar, Sardinen, Dorade, bis hin zur Seezunge.
Dazu Salate, Reis und frisches Brot.
Und als Nachtisch eine riesen Melone und Mangos.
Erst weit nach Mitternacht, schon halb tot, konnte ich in mein Bett.
Mir war es immer ein Rätzel, wie konnten die Orientalen noch so spät, so viel und auch so fettig Essen!
Sie Rauchen zu viel nehmen zu viel Zucker am Tage zu sich, Essen zu spät, Essen zu viel und keiner hat Probleme mit Herzinfarkt oder Burn-out oder ähnlichen Beschwerden.
Na ja, die meisten haben doch zu viele Kilo mit sich herum zutragen. Es stört aber keinen!
Drei Tage war ich nun Gast bei Nabiels Familie und diese wollten sichergehen, dass ich Alexandrien auch „richtig“ kennenlerne. Nach diesen Tagen gab es wohl kaum ein Restaurant oder eine Sehenswürdigkeit, welche ich nicht kennengelernt hatte.
Nabiel kam sehr überraschend mit dem Vorschlag, dass wir eine Reise zur Oase Siwa unternehmen könnten. Ob ich Lust hätte.
Und ob ich Lust hatte!
Wir planten unsere Abreise nach Siwa und machten uns und den Jeep reisefertig.
Die „Internationale Coast Road“
Alexandrien – Marsa Matruh
Am nächsten Tag waren wir schon sehr früh nach Marsa-Matruh unterwegs.
Für einen Deutschen, eventuell auch Italiener oder Engländer, war es einfach ein MUSS, in El-ALAMEIN das „Kriegsmuseum“ und den „Heldenfriedhof“ zu besuchen.
Nur wer im Sommer schon einmal in dieser Gegend gewesen ist, kann Erahnen, was die Soldaten, egal auf welcher Seite sie gekämpft hatten, erleiden mussten!
Entbehrungen, Hitze, Durst, Staub und immer und überall, den Tod vor Augen!!
https://de.wikipedia.org/wiki/El-Alamein
In meiner Urlaubsstimmung wollte ich nicht länger über Kriegsschauplätze wandern und trübselige Gedanken haben. Also bat ich Nabiel, dass wir doch weiter fahren sollten. Was auch ihm angenehm war.
Eine Weile diskutierten wir über Krieg und den Wahn, einen solchen zu führen.
Nabiel meinte dann doch noch:
“Jürgen, wir Ägypter währen so froh gewesen, wenn Ihr deutschen diesen Krieg gewonnen hättet! Stell Dir vor, was es dann für eine „Länderverteilung“ gegeben hätte!“
Für einen Moment musste ich nachdenken, was er wohl damit meinte. Doch dann dämmerte es!
„Meinst Du Israel?“ Fragte ich zurück, und Nabiel nickte nur kurz mit dem Kopf.
Es gab noch eine lange Diskussion über Israel, England, Krieg und Frieden. Ich kannte die Einstellung der Ägypter zu Israel, Nabiel gehörte noch zu den Gemäßigten, und so war es nicht all zu schwer, das Thema zu wechseln.
Doch die Soldaten von einst würden das heutige El Alamein nicht wieder erkennen.
Schon gleich hinter Alex wurde an der ganzen Küste gebaut.
Von der Küstenstraße in Richtung Libyen, alles Rechts davon, bis hin zum Strand des Mittelmeeres, gab es Neubaugebiete.
Nabiel erklärte mir, dass diese Gegend für den ägyptischen, einheimischen Tourismus geschaffen wurde.
Auch Araber aus den Golfstaaten und Saudis kauften hier Land, um solche Anlagen zu bauen.
Klar, die Reichen Araber, die zuhause ihren „Lebensstiel“ nicht verändern durften, aber hier in Ägypten dann, Ihre sauf Orgien veranstalten konnten.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies nur für den einheimischen Markt gebaut wurde. Denn wie viele Ägypter konnten sich leisten, in solchen Palästen zu leben?
Hier baute man feinste Urlauber Paradiese.
Auch nach El Alamein war die Küste ein einmaliges Naturwunder.
Die sogenannte „Internationale Coast Road“ war in einem sehr guten Zustand, deswegen kamen wir sehr gut voran.
Die zweihundert Kilometer nach Mersa-Matruh schafften wir noch vor der Dunkelheit.
Die Dörfer Sidi Rahman, Sidi Mousa und Haroun, waren von dem Bauboom noch nicht angesteckt.
Doch war ich mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, und auch diese schöne Küste wird ein „Bagger Schlachtfeld“. Um danach den reichen Arabern als Urlaubsresort zu dienen.
Das komische an der ganzen wunderschönen Küste ist, dass ich nicht einen einzigen Menschen am, oder im Wasser, gesehen habe. Nabiel erklärte mir, dass die meisten Einheimischen nicht ins Meer gehen, sie haben ganz einfach Angst. Und die Saudis sind total Wasserscheu.
Wir erreichten Marsa Matruh noch vor Sonnenuntergang.
Natürlich wusste Nabiel etwas außerhalb von der eigentlichen Stadt, ein wunderschönes kleines Hotel, direkt am Meer, wo wir dann auch über Nacht blieben.
Doch ich konnte nicht Wiederstehen und gönnte mir ein Bad im Mittelmeer.
Es war nun schon Dunkel und Ägypter, welche am Strand herumstanden, oder Spazierten, waren entsetzt.
Ich verstand dann auch ganz schnell warum.
Ein fürchterliches Brennen am Bauch war dann auch der Grund, warum ich sehr schnell das Wasser verließ.
Eine Feuerqualle hatte ihre Freude gehabt und mich etwas am Bauch „gekitzelt“.
Klar, dass die Stelle sofort feuerrot wurde, und gebrannt hat wie „Feuer.“
Dieses Miststück hatte ganze Arbeit geleistet und ihrem Namen alle Ehre gemacht!
Nun, spätestens jetzt, war mir klar geworden, warum kein Einheimischer sich das Antun wollte.
„Jürgen, wir sind hier nicht in Sharm El Sheikh, wo es fast keine solchen Quallen gibt, hier ist das Mittelmeer, und die Quallen sind hier, besonders aggressiv!!
„Ist schon gut, ich bin ja noch sehr lernfähig, aber muss es denn gleich so schmerzhaft sein?“
„Du wolltest ja wieder klüger sein wie die Ägypter, ihr Europäer seid ja immer klüger!“Denk daran, wir haben die Pyramiden gebaut!“ Sagte er lachend.
„Nee, nee, das waren keine Ägypter, dazu ist ein Ägypter nicht in der Lage!
Ich habe Erfahrung genug mit Deinen Landsleuten gesammelt“ erwiderte ich und fügte hinzu:
“Die Erbauer kamen bestimmt von einem anderen Planeten, haben die Pyramiden in Gizeh gebaut und sind dann über Güamar auf der Insel Teneriffa, weiter nach Mexico!“
Da wir uns in Englisch unterhielten und ich absichtlich etwas lauter sprach, erntete ich ein paar nicht so wohlwollende Blicke. Um es wieder gutzumachen, erzählte ich folgende Geschichte:
>Nabiel, ein Japaner und ein Ägypter stehen vor der Cheops Pyramide und der Ägypter zeigt auf das Bauwerk und sagt zum Japaner.
„Siehst Du, was wir alles schaffen können! So etwas habt Ihr in Japan nicht! Niemand kann die Pyramiden nachbauen!“
Da kommt ein Deutscher dazu und mischt sich ins Gespräch und erklärt, dass die Deutschen einen Kran gebaut haben, welcher die Pyramiden Hochliften kann und woanders wieder hinstellen kann!
„Unmöglich“ schreit der japs.
„OK“ meint der Deutsche „Kommt Morgen und der Kran ist hier und Ihr werdet es sehen!“ Am nächsten Tag liftet der Deutsche mit seinem Kran die Pyramide an!
Es dauert eine Weile und die Pyramide ist einen Meter in der Luft! Der Japaner bückt sich und schaut unter die Pyramide.
„Hallo Ihr beiden, kommt und seht Euch hier den Boden der Pyramide an!Was seht Ihr?
Schaut was steht da auf der Unterseite der Pyramide?“Die beiden bückten sich und sahen die Schrift, da stand ganz deutlich zu lese „Made in Japan Ich erntete ein allgemeines Gelächter, doch niemand war wirklich überzeugt, dass es ein guter Witz war. Nachdem wir unser etwas verspätetes Abendessen hatten, begaben wir uns auf unser Zimmer. Es dauerte nicht lange und ich war im Reich der Träume.
Durch ein nicht so sanftes Rütteln an der Schulter wurde ich wach, und blickte in Nabiels grinsendes Gesicht.
Nur noch 70 Km bis zur OASE SIWA
Die Wüstenstraße zur OASE SIWA
„Ist time“ sagte er nur und verließ das Zimmer. Unser Frühstück war wieder einmal eine Besonderheit. Dass die Ägypter, überhaupt die Orientalen, und auch die Asiaten, solche Mengen an Frühstück in sich hinein stopfen können, ist für mich schon wieder unfassbar.
Für zwei Personen war ein Tisch gedeckt, welcher in Europa auch für eine sechsköpfige Familie gereicht hätte. Ich hätte gerne auf vieles verzichtet, wenn es nach meinen Vorstellungen, einen guten Filterkaffee gegeben hätte. Leider gab es nur den Ägyptischen löslichen Pulverkaffee mit lauwarmem Wasser zum selber aufgießen, und kalte, aus Milchpulver angerührte Milch.
Ich war einfach kein Fan von Tee, nicht hier in der „Zivilisation“ denn hier gab es auch nur heißes (lauwarmes) Wasser mit Teebeutel. Ganz anders war es da in der Wüste bei den Beduinen.
Bei den Wüstenmenschen gab es einen richtigen Tee, so wie ich ihn mochte.
Auch in Indien und Ceylon war der Tee mein Lieblingsgetränk, dort hatte ich das Teetrinken schätzen und lieben gelernt.
Nabiel schlürfte seinen lauwarmen Tee mit Genuss.
„Nabiel, müssen wir all das Zeugs, was hier auf dem Tisch aufgebaut ist auch bezahlen?“ fragte ich und ein heftiges Kopfnicken besagte wohl, dass es so ist.
„Also darf ich auch all das Obst und die kleinen, abgepackten Feigenmarmeladen einpacken?“
„Nimm, was Du meinst, wir könnten es unterwegs gebrauchen“ und ob ich genommen habe.
OK, wir hatten schon am Tage zuvor unseren Jeep mit all den Sachen, welche wir für den Siebentage Trip brauchten, eingeladen. Gelernt hatte ich, das, was man hat, das hat man!
Gerade wenn man für einige Tage einen Wüsten -Trip machen will, sollte man gute Vorbereitungen gemacht haben.
Und trotzdem merkt man erst, nach dem man in der Wüste ist, dass man gewisse Sachen vergessen hat, oder ganz einfach nicht eingepackt hat.
Der Link zu mehr Info über die Oase Siwa:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oase_Siwa
Der Link zum Buch:
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